Was ist Logopädie? Wie hat sich die Logopädie in Deutschland entwickelt? Warum haben immer mehr arcanum-Logopäden einen Studienabschluss? Wo kann ich mich als Logopäde weiterbilden? Bei welchen Störungsfeldern wird die Logopädie erfolgreich eingesetzt?
Logopädie in Deutschland
1887 wurden in Potsdam die erste Lehrkurse für “Sprachheilkundler“ angeboten. Früher wurden Logopäden so bezeichnet. Zum Start waren damals 115 Kursteilnehmer angemeldet, die auch alle ihre Ausbildung fünf Jahre später erfolgreich abschließen konnten. 1891 wurde in Berlin die Ambulanz für Sprachkranke als eine der Ersten so genannte Logopädieeinrichtung gegründet und eröffnet. Das Angebot umfasste für Kinder mit Sprachgebrechlichkeiten (die Bezeichnung damals) drei bis viermonatige Kurse von je 1- bis 2-stündiger Dauer. Therapien fanden in Gruppen statt. Die maximale Anzahl an Kindern je Kursstunde lag bei 10.
Erst 1918 wurde die Sprechkunde zum akademischen Lehrfach
Aufgrund der Erkenntnisse aus der Psychoanalyse sowie der Individualpsychologie ergaben sich neue Behandlungsansätze und auch Behandlungsmethoden.
Die offizielle Eingliederung in den medizinischen Fachjargon (die medizinische Nomenklatur) erfolge 1924 durch Emil Fröschel. Er war es auch, der ein Jahr später die internationale Gesellschaft für Logopädie gründete. Auch ist es Herrn Fröschel zu verdanken, dass damals in Wien der erste internationale Kongress für Logopädie stattfand. Danach war es nur möglich Logopäde zu werden, wenn die akademische Abschlussprüfung erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Auf die Prüfung erfolgte ein so genanntes “Bewältigungszertifikat“ ohne offiziellen Charakter, das eher dem Wert eines privaten Dokuments glich. Ein Studium war zum damaligen Zeitpunkt noch nicht wirklich möglich.
Ein Meilenstein in der Logopädie gelang 1974
…mit der Verabschiedung eines neuen Gesetztes, das !Rehabilitationsangleichungsgesetze“ genannt wird. Die Folge daraus war, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für eine logopädische Therapie übernahmen. Im gleichen Jahr wurde eine neue Struktur für die Rehabilitation durch die Rentenversicherungsanstalten erstellt. Die neurologische Rehabilitation besitzt auf einmal einen großen Stellenwert und Arbeitsbereich innerhalb der Logopädie.Eine wesentliche gehobenere Ausbildungs- und Prüfungsordnung wird dann im Jahre 1977 erwirkt und auf Basis eines neuen Gesetzes im Oktober 1980 verabschiedet. Darauf fußte die Bezeichnung Logopäde bzw. Logopädin als fest zementierter Beruf.
Der Beruf des Logopäden wird moderner
Bis vor wenigen Jahren gab es lediglich Möglichkeit, den Beruf auf Basis einer rein schulischen Ausbildung zu erlangen. Aber in den letzten Jahren gab es immer mehr Studiengänge mit unterschiedlichen Studienarten.
Als eine Möglichkeit, sei das Logopädie-Studium in Vollzeit an unterschiedlichen Hochschulen genannt. Diese Angebote finden sich mittlerweile in vielen Großstädten Deutschlands.
Wodurch zeichnet sich dieses Studium aus und wie ist es gestaltet?
Das Studium weißt einen intensiven Bezug zur Praxis auf. Prägende Merkmale sind die engen wirtschaftlichen Kooperationen und die fächerübergreifenden Hochschulprojekte.
Auch an einer Universität kann ein ausbildungsintegrierender Studiengang absolviert werden. Interessant ist, dass einige Universitäten die Möglichkeit anbieten, ohne separate Ausbildung direkt ins Studium einzusteigen. Die wissens- und methodenbasierte Ausbildung steht im universitären Mittelpunkt der forschungsorientierten Lehre.
Den Master-Abschluss zu erlangen, ist an der Europäischen Fachhochschule (EUFH) möglich. Ausbildungsintegrierende sowie berufsbegleitende Studiengänge mit starker Innovation bieten die Möglichkeit, eine professionelle Ausbildung mit einer wissenschaftlichen Expertise zu verbinden. Eine akademische Ausbildung für sehr gut qualifizierte Fachkräfte.
Die RWTH Aachen bietet an, den Bachelor als ausbildungsintegriertes Studium zu erwerben. Danach besteht die Möglichkeit, den Master Lehr- und Forschungslogopädie zu erwerben. Auch ein duales Studium ist möglich.
Die heutige Ausbildung enthält folgende Kernbereiche:
Logopädische Störungsbilder sowie medizinische Grundlagen und Redeflussstörungen. Auditive Wahrnehmungsstörungen, Statistik sowie Anamnese, Diagnostik und Intervention sind weitere Kernthemen der Ausbildung zum Logopäden. Auch die Bereiche Sprachstörungen bei Kindern unterschiedlichen Alters sowie Schluckstörungen und Stimmhygiene und Stimmbildung werden als Kernfächer belegt.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, sich in folgenden Bereichen zu spezialisieren: Sprach- und Kommunikationswissenschaften sowie Psychologie und Pädagogik. Auch die Neurolinguistik und Neuropsychologie aber auch die Soziologie und die Ethik gehören zu den Spezialisierungsbereichen.
Diese heutigen Ausbildungswege und Ausbildungsinhalte mit den erwähnten unterschiedlichen Studienmöglichkeiten zeigen auf, welchen Entwicklungsweg die Ausbildung zum Logopäden seit ihren ersten zaghaften Schritten im Jahr 1886 durchlaufen hat. Heute ist der Beruf des Logopäden in der Behandlung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein fester Bestandteil der medizinischen Behandlung und Rehabilitation.
Behandlung für schließlich alle Formen der stress- und krankheitsbedingten Sprech-, Sprach- und Schluckbeschwerden: ganz gleich, ob die Beschwerden auf einer Fehlentwicklung, einen Unfall oder einen krankheitsbedingten Verlauf beruhen.
Die Tätigkeitsbereiche der modernen Logopädie
Störungen im Bereich der Sprache und des Sprechens sowie Stimm- und Schluckstörungen, häufig durch Schädigungen des Gehirns, gelten als die Tätigkeitsschwerpunkte der Logopäden in der Behandlung von Erwachsenen.
Behandelt werden somit folgende Störungsbilder:
Aphasie (Sprachstörung durch Hirnschädigung)
Artikulationsstörung
Auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung
Myofunktionelle Störung
Schluckstörung
Sprachentwicklungsstörung
Stimmstörung
Stottern und Poltern